Regionale Gesundheitszentren als Lösung von mehreren Problemen?
Wird ein Frosch in heisses Wasser geworfen, springt er raus. Wird er in kaltes Wasser geworfen, dabei aber die Wassertemperatur langsam erhöht, gewöhnt er sich daran und bleibt drin, bis er letztlich stirbt. Der zweite Fall trifft auf uns Prämien- und Steuerzahlende zu, mit dem glücklichen Unterschied, dass wir grundsätzlich nicht daran sterben. Doch haben die stetig steigenden Gesundheitskosten mittlerweile auch negative Folgen für den Mittelstand. Es braucht ein Umdenken und neue Lösungsansätze. Ein möglicher Lösungsansatz könnten regionale Gesundheitszentren sein.
Zuerst der Aufschrei über den Prämienschock, dann Schuldzuweisungen über zu hohe Preise, ungenügende Tarife, falsche Anreize, grenzenlose Ansprüche oder zu wenig Wettbewerb; ein paar Wochen später verhallt alles bis zum Prämienschock im Folgejahr. Einig sind sich aber die meisten: Die Gesundheit ist unser kostbarstes Gut und die Kosten drohen nicht nur - aber eben auch wegen der steigenden Lebenserwartung - noch mehr aus dem Ruder zu laufen. Neue Lösungsansätze und Massnahmen sind dringend notwendig, um den rund 9 Millionen Krankenversicherten, den rund 500'000 Beschäftigen oder dem Einsatz der rund 90 Milliarden Franken eine nachhaltige Perspektive geben zu können. Von der Einheitskasse zu mehr Prämienvergünstigung, über die Kopfprämie zu mehr Wettbewerb, Privatisierung oder mehr Freiwilligkeit hört man von links bis rechts mittlerweile fast alles. Die Prämienzahlenden erfahren hingegen seit Jahren keine Kosteneinsparungen in ihren Portemonnaies.
Von aussen scheint unser Gesundheitssystem intransparent, komplex, ineffizient und von Lobbyisten im Würgegriff. Hinzu kommen die notorische Überlastung der Pflegefachpersonen sowie Ärztinnen und Ärzte, der demografische Wandel und der Regulierungswahn der Politik. Die gleichzeitig voranschreitende Schliessung von Spitälern, welche in der Bevölkerung und Lokalpolitik oftmals negativ aufgenommen wird, lässt den notwendigen Reformwillen nicht in die Höhe schnellen. Das sind wahrlich keine guten Voraussetzungen für nachhaltige Lösungen. Trotzdem, es braucht ein Umdenken!
Ein Blick in die Ärztestatistik zeigt, was bereits in vielen Gemeinden beobachtet werden kann. In der Schweiz werden in etwa 13 % der Grundversorgungsleistungen von Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte im Pensionsalter erbracht. Immer mehr Hausärzte bekunden Mühe, eine geeignete Nachfolge zu finden. Auch wenn es viele Gründe dafür gibt, gehören die langen Arbeitstage und die hohen initialen Investitionssummen zu den meistgenannten. Die Auswirkungen lassen sich sodann beispielsweise an der Hausarztdichte von ambulant tätigen Hausärzten erkennen, welche mittlerweile unter den empfohlenen Wert pro 1'000 Einwohner/innen gefallen ist. So erstaunt es denn auch nicht, dass es immer schwieriger wird, ausserhalb von den Spitälern medizinische Versorgung an den Randzeiten resp. am Feierabend, an den Wochenenden oder während den Feiertagen zu finden. Letztlich wirkt sich das auf die Spitäler aus, welche mit zusätzlichen Tätigkeiten der ambulanten Grundversorgung «abgelenkt» werden.
Es ist schwierig, passende Lösungen zu all diesen Herausforderungen zu finden. Reduziert man die Kernbedürfnisse an die Gesundheitsversorgung in drei Hauptkategorien, wären dies wohl die Sicherstellung guter Qualität, kurze Wege und Bezahlbarkeit. Unter Anbetracht der Schliessung des Spitals Flawil, der Altersstruktur der Hausärzte und deren Auslastung, der Bedürfnisse der neuen Ärztegeneration sowie dem Trend in Richtung ambulant vor stationär, müssten regionale Gesundheitszentren in Zukunft sowohl aus Sicht der Bevölkerung als auch der Ärztinnen und Ärzte an Bedeutung gewinnen. Zwar setzt das eine gezielte Anpassung der Gesetzgebung und Tarifsetzung voraus, jedoch haben die vergangenen Jahre eindrücklich gezeigt, dass im Gesundheitswesen Deregulierung sowie Überarbeitung der Tarife zwingend notwendig sind. Durchaus vorstellbar also, dass ein solches regionales Gesundheitszentrum für uns Bürgerinnen und Bürger in unserer wachsenden Gemeinde Uzwil interessant werden kann und Uzwil letztlich noch attraktiver macht.
Yves Beutler
FDP-Kantonsratskandidat
Präsident FDP Uzwil